Regenwald auf der Fensterbank

Regenwald auf der Fensterbank

Lüften. Aber bitte richtig Du liest Regenwald auf der Fensterbank 5 Minuten Weiter Was atme ich eigentlich ein?

Wir geben Kohlendioxid ab und nehmen Sauerstoff auf. C02gegen 02, ein perfekter Kreislauf, der uns ständig frische Atemluft beschert. Auch wenn es um andere Abfallstoffe geht, hat die Flora das nötige Knowhow.

Grüne Leber
Über ihre Wurzeln nehmen Pflanzen Schadstoffe auf und sammeln sie in Blättern oder Stängeln. Auf den Philippinen etwa holt eine Pflanzenart Nickel aus dem Boden. Die Rinorea niccolifera gedeiht dort, wo die Erde reich an Schwermetallen ist; im Lauf der Evolution hat sie sich also genetisch ange­passt. Pflanzen sind außerdem in der Lage, verschmutzten Böden Chemika­lien zu entziehen. Ein Beispiel: Auf einem US-amerikanischen Entsorgungs­platz für chemische Waffen und Industrieabfälle reinigen Pappeln die Erde.


Grüne Niere
Wie Pflanzen belastetes Wasser wieder trinkbar machen, wird unter anderem an der TU Berlin erforscht. Hornkraut, Tausendblatt und Wasserpest zum Beispiel filtern Gifte, Schwermetalle und andere Schadstoffe aus Seen, Tei­chen, Flüssen und auch aus Regenwasser heraus. Die Pflanzen haben gelernt, schädliche Substanzen umzuwandeln - und verwenden sie zum Wachsen.


Grüne Lunge
Vor allem die (täglich schwindenden!) Regenwälder Asiens, Afrikas und Süd­amerikas, aber auch andere Wälder wirken wie riesige Filter, die die Luft von Staub, Schmutz und schädlichen Partikeln befreien. Ohne Bäume könnten wir vor lauter Verkehrs-, Wärme-und Industrieabgasen kaum mehr atmen. Was Parks und Straßenbäume für eine ganze Stadt bewältigen, das können kleinere Pflanzen in deiner Wohnung und am Arbeitsplatz schaffen.


Weltraumforschung
Neu ist diese Erkenntnis nicht. Im März 1788 war etwa in München eine Rede zu hören Lieber das Verderbniß der Luft, die wir einathmen, ihrer Schädlich­keit für die Gesundheit der Menschen, und die Art sie leicht und schnell zu verbessern.»Die reinste Luft strömt aus den Pflanzen«, hielt der Autor, Karl von Eckartshausen, fest. »Man weiß weiters, daß Pflanzen die Luft reinigen«. Bewiesen wurde dies 200 Jahre später: Die US-amerikanische Raumfahrt­behörde NASA hatte jahrelang nach Möglichkeiten geforscht, die Atemluft in Weltraumstationen zu reinigen. Dabei fand sie heraus, dass manche Pflanzen dafür besonders talentiert sind.


Naturheilverfahren
Um zu erklären, was eine Topfpflanze in der Space Station oder im Wohnzim­mer leisten kann, machen wir eine kurze Weltreise: Rund um die Erde entste­hen Fäulnisgase. Ihre Konzentration und Zusammensetzung hängen ab von der geografischen Lage und der Beschaffenheit des Bodens. Bei den Gasen handelt es sich hauptsächlich um Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Um in ihrer Umgebung gesund wachsen zu können, bilden Pflanzen Enzyme, die giftige Substanzen zersetzen.

Was zunächst eine Schutzfunktion war, wandelte sich im Lauf der Evolution zur Nutzfunktion. Pflanzen gewinnen aus dem Giftabbau Produkte für ihren eigenen Stoffwechsel (also Nahrung), den Rest geben sie als Sauerstoffan die Umwelt ab. Da Fäulnisgase sehr verschieden sind, haben sich ursprünglich gleiche Pflanzen zu Unterarten weiterentwickelt, die Gifte in unterschiedli­cher Intensität abbauen.


Zimmerservice
Schadstoffe, die unsere Raumluft verschmutzen oder sogar vergiften, treten sehr oft als Kohlenwasserstoff-Verbindungen auf - wie die in der Natur vorkommenden Fäulnisgase. Wer nun drinnen unbeschwerter atmen möchte, der braucht sich nur die richtigen Pflanzen ins Haus zu holen. Sie erweisen sich als erstaunliche Chemiker, die aus den abträglichsten Stoffen eine Viel­zahl nützlicher herstellen. Arten, die nachweislich die Luft reinigen, stammen meist aus tropischen und subtropischen Regenwaldzonen. Dort liegen die Wurzeln vieler Pflanzen nur sehr flach im Boden oder strecken sich gleich in die Luft, um nach Nährstoffen zu angeln.

 

Blattwerk
Die grüne Luftreinigung erfolgt über zwei Wege: Auf der Unterseite der Pflan­zenblätter befinden sich Spaltöffnungen, die sogenannten Stomata, die im Normalfall dem C02-02-Austausch dienen. Schadstoffe können über diese Öffnungen ins Innere der Pflanze gelangen. Dort werden sie von Enzymen biochemisch zersetzt. Dabei entstehen Sauerstoffund außerdem ungiftige Stoffwechselprodukte, die in Form von organischen Säuren, Glukose etc. in den Zellwänden lagern. Das heißt: Luftreinigende Pflanzen vergiften sich nicht, sondern sie ernähren sich von den Schadstoffen.


Wurzelbehandlung
Weit wirksamer ist die Giftaufnahme im Wurzelbereich der Pflanze: Boden­bakterien sowie von den Haarwurzeln produzierte Enzyme spalten Gift- in Nährstoffe auf. Als gallerartige Masse wird diese Pflanzennahrung von der Wurzel aufgenommen. Die NASA-Studie zeigte, dass Pflanzen die Raumluft auch entgiften, wenn ihre Blätter vollständig entfernt wurden. Allerdings muss Luft an die Wurzeln gelangen - weil sie aber in herkömmlichen Pflanzentöpfen ausgeschlossen ist, haben wir dafür das AIRY System erfunden. 


Vorsicht Pflanze?!
Moment mal! Sind Zimmerpflanzen nicht sogar ungesund, weil sich auf der Blumenerde leicht Schimmel bildet und dann Pilzsporen in die Raumluft gelangen? Das passiert nicht, so lange du deine Pflanzen richtig pflegst: Bitte organische statt chemische Düngemittel verwenden und nicht zu viel gießen! Übrigens bieten Hydrokulturen keinen sicheren Schutz: Schimmel gedeiht hier im Verborgenen.

Nur eine gesunde Pflanze kann die Raumluft optimal reinigen! Wer öfters zu tüchtig gegossen hat und Schimmelspuren auf der Erde entdeckt, dem empfehlen wir chemische Keulen links liegen zu lassen und zu einem Tee zu greifen, der schon im Reich der Inka als Heilmittel galt: zwei gehäufte Tee­löffel von der Innenrinde des Lapacho-Baums mit 500 ml Wasser aufkochen, ziehen und abkühlen lassen, die betroffene Substratoberfläche damit ein­sprühen - die fungizide Wirkung zeigt sich innerhalb von 48 Stunden.

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